Drei Wochen unterwegs in Nepal

Drei Wochen unterwegs in Nepal

Am 20. September machte ich mich mit Joachim Monzel aus Berlin, der auch ein Patenkind in unserem Projekt (www.htc-nepal.de) hat, auf die gut dreiwöchige Reise nach Nepal. Von unserem Koordinator in Nepal Bharat Ran Krishna und Armin Hurt, der in den Anfangsjahren 2. Vorsitzender des Vereins war und nun in Kerala (Südindien) lebt wurden wir am Flughafen abgeholt und herzlich willkommen geheißen. Wir wohnten in Bharats Haus in Kathmandu und hatten in den ersten Tagen ein „touristisches“ Programm: die Verbrennungsstätten von Pashupatinath am Bagmati-River, die Tempelanlagen von Swamyambhunath, den Durbar Square, Thamel, Bhaktapur (Stadt der Frommen) und Boudhanath, den bedeutendsten buddhistischen Tempel Nepals.
Ein besonders emotionaler Moment für mich war das Treffen mit Durga Dhakal; sie war eines der ersten Patenkinder in Betrawati. Jahrgang 1988 wurde sie 1998 Patenkind von Rosie und Konrad Kellermann aus Plattling. Wir haben uns seit 22 Jahren nicht mehr gesehen. Heute ist sie 34 Jahre, verheiratet hat zwei Söhne (15 und 8 Jahre), ist Versicherungsvertreterin in Kathmandu und hat einen Motorroller, auf dem wir eine kleine Tour machten.
Am 25. September brachen wir zum Indrawati-River auf und besuchten im Dörfchen Tinkoili den vor drei Jahren von unserem Projekt erbauten Health Post (finanziert vom Lions Club Deggendorf). Die 21jährige Krankenschwester Rubina Khadka leitet ihn seit einem halben Jahr. Sie heißt uns mit Tikka willkommen und zeigt uns die Räumlichkeiten.
Nach einem Mittagessen fahren wir weiter nach Naldum, dem heutigen Zentrum unseres Projektes und werden herzlich begrüßt von Govinda, Laxman (Bharats Assistent in Naldum) und der Leiterin unseres Health Post in Naldum, Dhana Maya Rai, die die 2001 von mir eröffnete Krankenstation seit 20 Jahren leitet.

Rajina Khadka, Patenkind von Roland Binder aus Deggendorf

Das letzte Mal war ich vor 10 Jahren hier und kenne Sanu (Laxmans Vater), Gopini, die Köchin, Sanukaji Bastakoti, Raju Bhusak und Shveran u.a. Vor unserem grossen nach dem Erdbeben im April 2015 völlig zerstörten und danach wieder aufgebauten Zentrum trinken wir Tee und tauschen uns in bester Stimmung aus. Dann werden wir im 2016 neu erbauten Health Post einquartiert.
Laxman Sundash habe ich vor 24 Jahren in Naldum kennengelernt. Damals war er zwei Jahre und der jüngere Bruder von Kalpana und Goma, die zu den ersten Patenkindern unsere Projektes gehörten und in die Sangipani Primary School gingen. Laxman, der noch nicht in die Schule musste ist, ist trotzdem jeden Tag mit ihnen eine halbe Stunde bergauf zur Schule mitgegangen. Das hatte mich sehr beeindruckt. Am Nachmittag machten wir mit ihm einen langen Spaziergang durch Naldum und Umgebung. Wir haben viele Verwandte der damaligen Patenkinder in ihrem Häusern getroffen. Die meisten der Patenkinder von damals sind nach ihrer erfolgreichen Schulausbildung nach Kathmandu oder ins Ausland (Portugal, Kanada, Macao und andere Länder) und unterstützen ihre Familien Zuhause. Mit Urmila, deren Mann einen kleinen Shop in Naldum betreibt, wo wir eine Kaffeepause einlegten, habe ich in Macao telefoniert.
Laxman ist inzwischen 27 Jahre, mit Gita verheiratet und hat eine Tochter, Christina (7 Jahre) und einen Sohn, Riham (3 Jahre) und wohnt mit ihnen in seinem Elternhaus mit seinem Vater Sanu und seiner Mutter Sane Kanchi Sundash in Naldum.

1999 baute unser Verein die Sanjiwani Basic School bei Halede für insgesamt 5200 DM. Dies war unser erster Schulbau. Bharat und ich kamen damals bei meinem ersten Besuch 1998 in Naldum an dieser Schule vorbei. Wir machten dort eine kleine Pause und ich meinte angesichts des katastrophalen Zustandes der Schule zu Bharat, dass man selbige mal renovieren müsse. Bharats knappe und treffende Antwort war: „Abreißen und neu bauen“. Gesagt, getan. Unsere Verein bezahlte die Hälfte, Gemeinde und Distrikt die andere Hälfte und die Männer des Dorfes mussten mitarbeiten. Im nächsten Jahr konnte ich die neue Schule schon besuchen.
2015 beim verheerenden Erdbeben wurde sie völlig zerstört, aber im nächsten Jahr wieder – viel größer als die alte mit Unterstützung von HTC an anderer Stelle errichtet. Heute habe ich die Schule mit Laxman auf unserem Motorrad-Ausflug nach Nargakot besichtigt.

Im Jahr 2000 baute unser Verein (Hilfe für Betrawati/HTC) nach Sanjiwani Basic School bei Halede die Bhadrakali School. Dies war unser zweiter Schulbau. 2015 wurde sie wie die Sanjiwani School völlig zerstört, und im nächsten Jahr wieder an der selben Stelle aufgebaut. Nach dem Frühstück wanderten wir mit Laxman 1 1/2 Stunden nach Bhadrakali. Wir kamen kurz vor Schulbeginn um 10 Uhr dort an, als Lehrer (12) und Schüler (60) eintrudelten. 30 Schüler*innen sind Patenkinder unseres Projektes. 2 der 17 Lehrer unseres Projektes arbeiten dort. Vor dem disziplinierten Morgenappell tobten sich die Schüler auf den Pausenhof aus.

Am nächsten Tag fand das große Picknick in Naldum statt.
Ein Mal im Jahr, wenn Besuch unseres Vereins ( aus Deutschland kommt, in diesem Fall Joachim – der das erste Mal in Nepal war und seine Patentochter Pratima Khadiwada gestern traf – und ich, organisiert Bharat ein solches Picknick. Es ist inzwischen mein achter Besuch in Nepal.

Vor sieben Uhr morgens wurde das Feuer angezündet und Wasser für 75 Kilo Reis aufgesetzt. Bharats Frau Mira hat das Picknick mitorganisiert und das meiste dazu in Kathmandu eingekauft und mit Bharat mitgebracht. Joachim und ich schnitten Zwiebeln, Knoblauch, Tomaten und schälten Kartoffeln. Nach und nach trudelten unsere Patenkinder mit ihren Familien und Lehrern, z.T. nach langen Fussmärschen ein. Die Lehrerinnen und unser Team half zusammen. Es gab viel zu tun. Zuerst gab ich an alle 142 Patenkinder jeweils ein Heft, einen Bleistift und ein A4-Blatt aus. Jedes Kind wurde registriert. Alle Kinder zeichneten und ich zeichnete mit. Das war ein großer Spaß. Jedes Kind, dass seine Zeichnung dann beim Orga-Team (bestehend aus vier Lehrerinnen) abgab, bekam von mir eine Rolle Kekse. Kurz vor dem Essen gab ich Zahnpasta, Seife und Zahnbürste an alle Kinder aus und Stoffbeutel, Täschchen, Stofftiere von Flüchtlingen in Berlin gefertigt, die Kathrin Böhme gespendet hat. Zwischendrin gab es immer Zeit für Gespräche mit Patenkindern, aktuellen und ehemaligen, Lehrerninnen und Eltern. Insgesamt waren es über 300 Teilnehmer, für die das Essen um 13 Uhr fertig war. Respekt an das Kochteam, dass für so viele Menschen so gut und schmackhaft kochte. Es war eine unglaubliche und sehr familiäre, freundschaftliche Atmosphäre, die alle genossen. Diese Picknicks stärken die Verbindung untereinander und motivieren für zukünftiges Engagement auf allen Seiten.
Um 14 Uhr ging es nach erlebnisreichen und bewegenden Tagen zurück nach Kathmandu. Auf dem Weg besuchten wir noch das ehemalige Patenkind Kamala Bastakoti (32), die mit ihren beiden Kindern beim Picknick war, in ihren Haus in Shankharapur. Sie besuchte die Sanjiwani Primary School in Halede. Dort lernte ich sie 1998 kennen; inzwischen ist sie selbst Lehrerin, so wie ihr Mann Kunjan.
Am übernächsten Tag brachen wir früh auf nach Betrawati. In Trishuli, trafen wir Sushila Pyukurel, eines unserer ersten Patenkinder (Martin Wienholt), die inzwischen 38 Jahre ist, verheiratet ist, zwei Söhne hat und in der Bezirksverwaltung von Nuwakot arbeitet. Wir hatten uns seit 2001 nicht mehr gesehen. Das war für uns beide eine besondere Begegnung.

Bijay Tamang, Patensohn von Esther und Brad Robb, rechts sein Vater Jil Bahadur

Kurz vor Betrawati bogen wir links ab, überquerten den Trisuli-River und fuhren Richtung Tupche. Nach der Brücke waren wir mit Santoshi Nepali verabredet. Sie war das erste Patenkind in unserem Projekt. 1997 übernahm ich für sie die Patenschaft. Inzwischen ist sie 33 Jahre alt hat drei Söhne, ist verheiratet und wohnt in Tupche hoch oben auf dem Berg. Zuerst fahren wir mit ihr zur Schule, um dort ihren 8jährigen Sohn Kushal (dessen Patenvater ich seit 2 Jahren bin) und seinen 12jährigen Bruder Bikesh abzuholen. Zusammen fahren wir mit ihnen zu ihrem Haus, um uns dort beim einem Glas Tee auszutauschen. Auch Santoshi habe ich seit über 20 Jahren nicht gesehen und wir erfahren ihre zum Teil sehr dramatische Geschichte in dieser Zeit. Es war für uns beide sehr bewegend uns nach so langer Zeit wiederzusehen.

Danach fuhren wir zum Wasserfall in Betrawati, an dem ich früher oft gebadet (und heute natürlich auch) hatte und dann weiter zu Binods Haus, wo wir 1997 wohnten, als ich zum ersten Mal mit Volkers Reisegruppe nach Nepal kam und treffen dort auf Binods Mutter und seinen Bruder Hari, der 10 Jahre für unser Projekt gearbeitet hatte.
Am nächsten Tag brechen Joachim und ich mit unserem Guide Shiva und dem Träger Ganesh mit dem Bus nach Dunche aus, unserem Ausgangspunkt für eine 6tägige Trekking-Tour zu den Heiligen Seen von Gosainkunda (4380 Meter) im Langtang Himalaya.
Nach unserer Rückkehr und einem Ruhetag in Kathmandu fahren wir 9 Stunden mit dem Bus ins 200 Kilometer entfernt Pokhara, der zweitgrößten Stadt Nepals, um uns vor dem Rückflug am 13. Oktober noch etwas im idyllisch gelegenen Lakeside am Phewasee zu erholen.